Im menschlichen Körper muss ein bestimmtes Gleichgewicht zahlreicher Funktionen ständig erhalten bleiben, damit alle Systeme gut funktionieren. Viele Einflüsse von aussen oder innen stören dieses Gleichgewicht. Verschiedene Regulationsmechanismen sorgen aber permanent dafür, dass die Balance innerhalb einer bestimmten Bandbreite eingehalten wird. Je nach Stoffwechseltyp sind diese Regulationen unterschiedlich.
Regulation durch das Autonome Nervensystem
Eines der wichtigsten Kontrollsysteme ist das Autonome Nervensystem mit seinen beiden Anteilen Sympathikus und Parasympathikus. Beide sind für die Regulation von Organen und Körpersystemen zuständig. Dadurch dass sie teilweise entgegengesetzt wirken, sorgen sie für die Erhaltung des Gleichgewichts.
Aber auch Sympathikus und Parasympathikus sind vielen Einflüssen ausgesetzt. Einer der stärksten Einflüsse, der auf sie wirkt, ist die Ernährung. Genau da setzt Metabolic Typing an. Es gibt nämlich Lebensmittel, die den Sympathikus anregen und damit den Parasympathikus dämpfen und andere, die den Parasympathikus anregen und den Sympathikus dämpfen. Eiweiss und Kalzium steigern z.B. die Aktivität des Sympathikus, Kohlehydrate und Kalium dagegen fördern den Parasympathikus.
Daraus könnte man nun schliessen, dass unsere Nahrung einfach in der gleichen Menge Nahrungsmittel, die den Sympathikus und die den Parasympathikus anregen, enthalten muss, um das optimale Gleichgewicht zu erreichen.
Im Laufe der Evolution erfolgte eine Anpassung an die Lebensbedingungen. In allen Teilen der Erde haben sich die Menschen während Jahrtausenden auf die spezifischen Bedingungen der Region, wo sie und ihre Vorfahren gelebt haben, eingestellt.
Stand in südlichen Regionen wie z.B. Indien ein reichhaltiges Angebot an Früchten, Wurzeln und Gemüse zur Verfügung, war eine Ernährung mit diesen eher kohlehydrathaltigen Lebensmitteln der einfachste Weg, sich zu ernähren. Entsprechend war die Ernährung eher eiweissarm und kohlehydratreich.
Das Gegenteil zeigt die Ernährung der Inuit, die sich hauptsächlich von sehr eiweissreichen Nahrungsmitteln wie Fisch ernährt haben, um überleben zu können. Früchte und Gemüse gab es in dieser Klimazone eher selten.
Was bedeutet dies nun für das Autonome Nervensystem?
Durch kohlehydratreiche Nahrungsmittel wird der Parasympathikus angeregt. Dieser Anteil des autonomen Nervensystems wird so aktiver. Da gleichzeitig weniger eiweissreiche Nahrung zugeführt wird, bleibt der Sympathikus in seiner Funktion schwächer. Es entsteht ein Ungleichgewicht.
Genau das Gleiche geschieht umgekehrt durch die bevorzugte Zufuhr von eiweissreichen Nahrungsmitteln wie bei den Inuit. In diesem Fall wird der Sympathikus angeregt und der Parasympathikus geschwächt.
Typische Merkmale für starken Sympathikus und Parasympathikus
Hier sind einige typische Merkmale für eine ausgeprägte Betonung des Sympathikus und des Parasympathikus:
Bei zu starkem Sympathikus
- Verstopfung
- Sodbrennen
- Schlaflosigkeit
- Bluthochdruck
- Neigung zu Infektionen
- sehr gutes Konzentrationsvermögen
- sehr motiviert und leistungsorientiert
- hyperaktiv
- nicht sehr kontaktfreudig
Bei zu starkem Parasympathikus
- Durchfall
- Allergien
- Niedriger Blutzuckerspiegel
- chronische Erschöpfung
- unregelmässiger Herzschlag
- lethargisch
- verschleppt gerne Dinge, die erledigt werden sollten
- vorsichtig, überlegend
- kontaktfreudig
Folgen von Ungleichgewicht zwischen Sympathikus und Parasympathikus
Wenn es zu einem Ungleichgewicht zwischen Sympathikus und Parasympathikus gekommen ist, kann der Stoffwechsel nicht optimal arbeiten. Spürbar wird dies durch
- eine verringerte Vitalität
- weniger Energie
- eine niedrige Leistungsfähigkeit
- die Neigung zur Entstehung von Krankheiten
- Gewichtszunahme oder Untergewicht
Kompensation durch die Evolution
Durch die beschriebenen einseitigen Nahrungsangebote ist es in beiden Gruppen zu einem Ungleichgewicht im Stoffwechsel gekommen. Während der Evolution gab es nun zwei Wege, um damit umzugehen – entweder Anpassung oder Aussterben einer Menschengruppe. Die heutigen Nachfahren sind diejenigen, die sich an das örtliche Nahrungsangebot am besten angepasst haben.
Die Menschen, die z.B. von Natur aus einen schwächeren Parasympathikus hatten, wurden durch eine sehr kohlehydratreiche Nahrung und damit durch die Stärkung des Parasympathikus ins Gleichgewicht gebracht. Die Formel heisst ganz einfach
starker Sympathikus + wenig Eiweiss = schwacher Parasympathikus + viel Kohlehydrate
Für das andere Beispiel mit den örtlichen Rahmenbedingungen einer sehr eiweissreichen Ernährung bei den Inuit gilt das Gleiche umgekehrt. Es kann nur zu einem Gleichgewicht kommen, wenn die ständig angeregte Seite des Autonomen Nervensystems, in diesem Fall der Sympathikus, im Laufe der Generationen schwächer wird.
schwacher Sympathikus + viel Eiweiss = starker Parasympathikus + wenig Kohlehydrate
Welcher Stoffwechseltyp bist du?
So sind also im Laufe der Jahrtausende verschiedene Stoffwechseltypen entstanden. Im Metabolic Typing werden sie nach dem jeweils genetisch starken Anteil des Autonomen Nervensystems Sympathikus- oder Parasympathikus-Typ genannt. Daneben gibt es auch noch den Balancierten Typ, der von Natur aus im Gleichgewicht ist und mit seiner Ernährung Sympathikus und Parasympathikus gleichmässig fördern muss.
Wie finden wir nun jedoch heraus, welcher Stoffwechseltyp wir sind und damit, wie für uns die Zusammensetzung aus Kohlehydraten, Eiweiss und Fett in unseren Mahlzeiten optimal ist?
Wir könnten uns z.B. an der Ernährung unserer Eltern und Grosseltern orientieren. Leider ist es für uns Mitteleuropäer aber etwas schwieriger, daraus den Stoffwechseltyp abzuleiten. Zu den beschriebenen Anpassungen ist es erst im Verlauf von vielen Generationen gekommen. Da es in Europa durch Völkerwanderungen und Kriege in den letzten 2000 Jahren sehr viele Verschiebungen von Volksstämmen gegeben hat, haben wir heutigen Europäer eine Mischung in uns. Wir können deshalb nicht so einfach wie in den Beispielen von Indien und den Inuit auf eine einheitliche genetische Herkunft schliessen.
Es gibt aber klare Symptome und Verhaltensweisen, die auf einen Sympathikus- oder Parasympathikus-Typ hinweisen. Über einen mehr oder weniger umfangreichen Fragebogen kann daher der eigene Stoffwechseltyp herausgefunden werden.
Das Metabolic Typing berücksichtigt neben dem Autonomen Nervensystem jedoch auch noch weitere Systeme im Körper, die zum Erhalt des Gleichgewichts der Körperfunktionen beitragen. Dadurch kann die optimale Ernährung für den individuellen Stoffwechseltyp noch genauer bestimmt werden. Das wichtigste davon ist das Verbrennungssystem, das ich im nächsten Artikel näher vorstellen werde.
Ich hoffe, dass dies bereits einmal einen guten Einblick gibt, wie wichtig es ist, die eigene Nahrungsauswahl in Übereinstimmung mit dem individuellen Stoffwechseltyp zusammenzustellen. Unser Körper dankt uns dies mit
- guter Gesundheit
- hoher Energie
- hoher Leistungsfähigkeit und
- Idealgewicht
Dies ist letztendlich auch die Grundlage, um Topleistungen im Sport erreichen zu können. Deshalb lohnt es sich, den eigenen Stoffwechseltyp herauszufinden.
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