Vegane Ernährung ist zurzeit ein Trend, der nicht mehr zu übersehen ist. Inzwischen findet man in jedem Supermarkt eine große Auswahl an als vegan gekennzeichneten Lebensmitteln. Doch wie kommt jemand dazu, sich vegan zu ernähren? Entstehen nicht zahlreiche Mangelzustände, weil ja einiges aus der „normalen“ Lebensmittelauswahl fehlt? Wie schwer fällt der Verzicht auf Dinge, die eventuell mit besonders schönen Kindheitserinnerungen verknüpft sind? Und wie sieht es mit der Leistungsfähigkeit aus?
In diesem Artikel erzähle ich Dir, wie mein Weg zur veganen Ernährung gewesen ist und wie es mir damit geht.
Ernährung – mein Lebensthema
Mit Ernährung beschäftige ich mich schon sehr, sehr lange. Seit Jahrzehnten war ich auf der Suche nach der für mich richtigen Ernährungsweise. Der Hauptgrund für diese Suche war der, dass ich mich nach dem Essen nie wohl gefühlt habe. Eine Anspannung im Bauch bis hin zu Bauchkrämpfen war praktisch der Normalzustand. Es fühlte sich so an, als ob mein Körper ständig Mühe hatte, die Mahlzeiten zu verarbeiten. Vor allem nach Einladungen, wo es aus damaliger Sicht besonders gutes und sehr üppiges Essen gab, lag mir dies einfach nur schwer im Bauch.
Bewusste Ernährung als erster Schritt
Um diesen unbefriedigenden Dauerzustand zu verbessern, begann ich bereits früh, mich sehr bewusst zu ernähren. Frische Zutaten und eine abwechslungsreiche vollwertige Ernährung waren mir sehr wichtig. Ich sammelte regelrecht Kochbücher mit vollwertigen Rezepten. Spezialformen wie die Trennkost, die anthroposophische Ernährungsweise oder Kochen nach den Empfehlungen der Hildegardmedizin und einiges mehr probierte ich aus und überforderte damit meine Familie zeitweilig sehr.
Vegetarierin
Da ich nie viel Fleisch gegessen hatte, war der Schritt zur Vegetarierin nicht groß. Milch hatte ich damals auch schon im Verdacht, dass sie mir nicht gut tut. Auf pure Milch verzichtete ich deshalb weitgehend. Jogurt, Quark und Käse mochte ich als Wahlschweizerin allerdings sehr gerne. Und dort, wo ich wohnte, waren Milch- und Käseprodukte in sehr guter Qualität und auch damals teilweise bereits aus biologischer Landwirtschaft leicht zu bekommen. Vegane Ernährung war vor allem in der Schweiz mit ihrer umfangreichen Milchwirtschaft noch überhaupt kein Thema.
Ich mochte die vegetarische Ernährung und war damit in dem Appenzller Dorf, in dem ich lebte, eine Exotin. Das unangenehme Gefühl in meinem Bauch war aber immer noch vorhanden, mal mehr und mal weniger deutlich. Da ich ja auch sonst sensibel auf vieles reagiere, machte ich nun eher den Vollmond, meine Periode oder sonstige aufregende Zustände in meinem Leben verantwortlich für dieses Unwohlsein. Ich gewöhnte mich einfach daran. Das war für mich scheinbar der Normalzustand.
Allerdings konnte ich auch die Erfahrung machen, dass es Tage gab, an denen ich aus meiner Sicht nicht noch gesünder hätte essen können und trotzdem die üblichen Bauchbeschwerden hatte. An anderen Tagen, an denen ich mir weniger Gedanken über meine Ernährung machte, ging es mir mitunter sehr gut. Meine Schlussfolgerungen daraus waren, dass die Gründe für Anspannungen in meinem Bauch nicht mehr bei der Ernährung liegen können. Vielleicht waren es doch „psychische“ Ursachen.
Zwischenphase mit Kompromissen
Es kam noch einmal eine Phase in meinem Leben, wo ich beruflich wie privat sehr gefordert war. Ich habe mich dann wieder mehr in mein damaliges Umfeld eingefügt und ab und zu wieder Fleisch oder Fisch gegessen. Aus Zeitmangel musste das Kochen nun immer schnell gehen. Viele Gedanken über die Zusammenstellung der Mahlzeiten lagen nicht mehr drin. Dies in Kombination mit den erhöhten Belastungen, denen leider auch mein regelmäßiges Lauftraining zum Opfer fiel, führte im Laufe der Jahre zu 10 kg mehr Gewicht.
Irgendwann gefiel mir diese Entwicklung nicht mehr. Es war Zeit für neue Veränderungen. Das war vor etwa vier Jahren. Zum ersten Mal hörte ich mehr über vegane Ernährung. Während ich bis dahin den Eindruck hatte, dass Veganer sehr extrem sind und diese Ernährungsweise meist auch als nicht gesund für eine dauerhafte Ernährung galt, fand ich zum ersten Mal Informationen über die zahlreichen positiven Eigenschaften einer veganen Ernährung. Diese überzeugten mich und ich begann mich intensiver mit der Möglichkeit zu beschäftigen, mich vegan zu ernähren.
Vegane Ernährung über Etappen
In einem ersten Versuch ernährte ich mich etwa 2 Monate ganz konsequent vegan. Für die Zubereitung meiner Mahlzeiten plante ich mir wieder mehr Zeit ein. Zum Mittagessen nahm ich mir während der Arbeitswoche im Büro etwas von zuhause mit, was ich sorgfältig zubereitet hatte. Obwohl ich ja vieles wegließ, entdeckte ich immer neue Genüsse und Kombinationen der Grundnahrungsmittel, die mir sehr gut schmeckten. Die Auswahl an Lebensmitteln, die ich nun zur Verfügung hatte, entsprach genau dem, was ich gerne habe.
Ich fühlte mich sehr wohl mit dieser Ernährungsweise und sammelte wie früher neue und sehr leckere Rezepte. Mit der Zeit ging ich jedoch wieder den ein oder anderen Kompromiss ein, da ich keine Umstände machen wollte, wenn ich auswärts oder bei Einladungen gegessen habe. Aber vegetarisches Essen war nun wiederum mein Minimalstandard.
Es folgten immer wieder längere konsequente vegane Zeiten, vor allem seit ich mich beruflich verändert habe und mehr zuhause bin. Die überflüssigen Kilos wurden schnell und ohne große Anstrengung weniger und bald hatte ich mein langjähriges Wohlfühlgewicht wieder. Das Grummeln in meinem Bauch war inzwischen zwar besser geworden aber immer noch mal mehr und mal weniger da.
Frühjahrsfasten und vegane Ernährung glutenfrei
In diesem Frühjahr bin ich dann in das nächste Ernährungsexperiment gestartet. Mit dem Online-Fasten mit Dr. Rüdiger Dahlke habe ich vor Ostern meinem Körper und vor allem meinem Verdauungsapparat eine Auszeit gegönnt, die mir sehr gut getan hat. Ich habe zwar schon häufig gefastet, aber in einer großen Community und mit der täglichen Möglichkeit, auch Fragen zu stellen, war es ein besonderes Erlebnis. Außerdem fiel der Verzicht leicht und ich fühlte mich sehr leistungsfähig. Bauchgrummeln gab es während der Fasttage überhaupt nicht. Aber das kannte ich bereits aus früheren Fastenerfahrungen. Denn der Verdauungsapparat ist während des Fastens ja stark entlastet, da kaum etwas Neues hindurch muss.
Meine Erfahrung ist, dass nach Fastentagen die Motivation immer sehr groß ist, wieder neu in eine gute Ernährung einzusteigen. Nachdem ich in den Wochen zuvor von Dr. Rüdiger Dahlke sehr viel über pflanzlich vollwertige Ernährung und die großen Vorteile dieser Ernährungsform gehört hatte, war es klar, dass nur noch die bewusste ausgewogene vegane Ernährung aus rein natürlichen Grundzutaten in Frage kommt. Zusätzlich sollte diese nun glutenfrei sein.
Vor allem der Verzicht auf alles Glutenhaltige war eine Herausforderung, da ich immer sehr gerne Brot gegessen hatte. Jahrelang hatte ich das selber gebacken. Es war einmal eine richtige Leidenschaft von mir gewesen. Also suchte ich nach Rezepten für glutenfreies Brot und probierte diese aus. Heraus kamen wirklich schmackhafte Brote, die meinen Brothunger perfekt stillen. Und ich bemerkte, dass offensichtlich der Nährstoffgehalt so hoch ist, dass mein Körper gar nicht so viel glutenfreies Brot braucht im Vergleich zu den Mengen, die ich früher oft vom "normalen" Brot gegessen hatte.
Außerdem fühlte ich mich nun von Anfang an gut in meinem Bauch. Schnell war offensichtlich, dass ich jetzt Mahlzeiten zu mir nehmen konnte und mich hinterher wohl fühlte, kein Grummeln, Ziehen oder Krampfen und auch kein aufgeblähtes Gefühl mehr, was für mich so lange der gewohnte Normalzustand war. Ich spürte nicht mehr, dass mein Verdauungsapparat nach dem Essen viel arbeiten muss. Dazu fühlte ich mich sehr leistungsfähig und hatte nie den Eindruck, dass mir etwas fehlt.
Um zu testen, ob das neue Wohlbefinden wirklich durch das Weglassen von glutenhaltigen Lebensmitteln zu erklären ist, habe ich in den letzten Wochen ab und zu wieder z.B. ein Brötchen gegessen. Tatsächlich habe ich das dann in den nächsten zwei bis drei Tagen wieder unangenehm gespürt. Es sieht also wirklich so aus, dass eine vegane und glutenfreie Ernährung für mich optimal ist.
Der Unterschied in meinem Wohlbefinden ist so deutlich, dass ich nun auch nicht mehr so großzügig mit Ausnahmen bin. Selbst meine bisherigen Lieblings-Haferkekse sind es mir nicht mehr wert. Denn der Genuss ist ja nur relativ kurz und darauf folgen wieder mehrere Tage Durcheinander in meinem Bauch.
Wie geht es weiter?
Da mich als Läuferin natürlich interessiert, ob mein Körper mit einer glutenfreien und veganen Ernährung leistungsfähig genug ist, um auch größere Herausforderungen zu bewältigen, probiere ich im Moment Verschiedenes aus. Dazu schaue ich mir zum Beispiel alle Grundzutaten, die ich verwende genau in Bezug auf ihren Nährstoffgehalt an. Mit den richtigen Kombinationen kann so kein Mangel entstehen.
Gemerkt habe ich schon, dass ich mich nach dem Laufen sehr schnell erhole. Und der Leistungsfortschritt ist für mich von Training zu Training sehr deutlich wahrnehmbar. Scheinbar geht es meinem Körper also gut mit der veganen und glutenfreien Ernährung.
Welche Vorteile eine vegane Ernährung im Sportbereich bietet und wie der Nährstoffbedarf durch sie gedeckt werden kann, erfährst in einem weiteren Artikel zu diesem Thema. Bald wirst Du auch von einem speziellen Projekt erfahren, dass ich bald in Angriff nehmen werde!
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