Einen Marathon kann man auf verschiedene Weise erleben, aktiv als Läuferin oder Läufer, eher passiv als Zuschauer, aber auch im mehr oder weniger aktiven Volunteer-Einsatz. Am letzten Wochenende war ich einmal nicht als Läuferin an einem Marathon dabei sondern als Streckenabschnittschefin.
So ein Blick hinter die Kulissen ist sehr spannend. Es wird dabei sichtbar, wieviel Engagement, Herzblut und Leidenschaft für das Laufen mit der Organisation eines Marathons verbunden ist. Ich selber habe jahrelang bei vielen Läufen von der perfekten Infrastruktur und dem Engagement zahlreicher meist ehrenamtlicher Helfer profitiert. Seit ein paar Jahren versuche ich, etwas zurückzugeben, indem ich mich ab und zu bei Lauf- oder Triathlonwettkämpfen als Volunteer zur Verfügung stelle.
Beim Aargau-Marathon als Volunteer
Heute möchte ich einen kleinen Einblick in die Volunteer-Arbeit geben. Mein Einsatz fand am letzten Wochenende beim erstmalig ausgetragenen Aargau-Marathon statt. Der Lauf ging von Aarau nach Brugg und führte durch landschaftlich sehr schöne Gebiete des Aargaus.
Da ich für einen Streckenabschnitt von 8,4 km zuständig war, begann mein Einsatz bereits am Samstag. Am Samstagmorgen stand ich bei strahlendem Sonnenschein am Bahnhof meines Wohnortes und wartete auf den Zug, der mich zum Treffpunkt nach Brugg bringen sollte. Es war ein so wundervoller Morgen und ich habe mir gewünscht, dass es einen Tag später zum Start des Marathons auch so aussehen würde. Leider sagten die Wetterprognosen etwas anderes. Also wollte ich mindestens diesen Vorbereitungstag im Aargau geniessen. Für den Einsatz hatte ich mein Fahrrad dabei und ich habe mich gefreut, noch etwas an der Aare entlang radeln zu können.
Im Zielbereich des Marathons in Brugg habe ich die Helferverantwortliche, den Streckenchef und die anderen Streckenabschnittschefs getroffen. Zunächst erhielten wir unsere Helferbekleidung, ein an die erwarteten kühleren Temperaturen angepasstes Langarmshirt und eine gelbe gut sichtbare Weste. Dann wurde die Strecke durchgesprochen. Mit Kartenausschnitten für meinen Streckenabschnitt und einer Rolle Markierungsband versehen, ging es dann mit dem Rad Richtung Aarau. Das Wetter war immer noch wunderschön und zusammen mit einer anderen Helferin habe ich die Fahrt genossen. Vergessen haben wir dabei fast ganz, dass der Wetterbericht für den Abend Regen angekündigt hatte.
Streckenmarkierung bei Gewitter
Als wir in Aarau ankamen war es bereits nach 16 Uhr und die ersten Wolken schon sichtbar. Nun also schnell los auf die Strecke, damit noch alle Markierungen an ihren Platz kommen. Die Aufgabe war, die Strecke aus der Perspektive der Läufer anzusehen und überall dort, wo es Abzweigungen gab oder wo eine klare Signalisation nötig ist, ein Stück Markierungsband an Bäumen oder Sträuchern zu befestigen. Dies galt vor allem für die Streckenteile im Wald und der Aare entlang. In den Städten gab es zusätzlich Schilder, die den Weg zeigten. Auch auf Wegstücken, die zwar grundsätzlich klar waren, haben wir zwischendurch immer wieder eine Markierung gesetzt. Aus eigener Läufererfahrung weiss ich, dass es Sicherheit gibt, wenn man immer mal wieder etwas sieht, was auf die richtige Strecke hinweist.
Langsam Stück für Stück haben wir uns vorwärts gearbeitet. Inzwischen fing es immer mehr zum Tröpfeln an und nach kurzer Zeit war ein heftiges Gewitter direkt über uns. Bei Gewitter im Wald ist nicht das, was ich besonders gerne mag. Gerade als das Gewitter am heftigsten wurde, haben wir den ersten Zwischenposten erreicht. Diese Wechselzone war zwar noch nicht eingerichtet. Es standen jedoch schon einige Toi Toi-WC dort. Wir nahmen dies als Geschenk, um uns etwas unterzustellen. Da die Toi Toi noch ganz frisch und sauber waren, war dies nicht unangenehm.
Als das Gewitter dann nachgelassen hatte, sind wir immer noch im Regen wieder weitergefahren und haben auch noch den Rest der Strecke signalisiert. Um kurz nach 19.30 Uhr sassen wir dann pitschnass am Bahnhof Othmarsingen und warteten auf den Zug. Da wir den letzten Zug knapp verpasst hatten, dauerte es fast eine Stunde. Aber wir waren jetzt wenigstens im Trockenen.
Um kurz vor 23 Uhr bin ich wieder zuhause angekommen. Der Einsatz hatte doch länger gedauert als gedacht. Da alles nass und schmutzig war, musste ich noch eine komplette Zweitausrüstung für den nächsten Tag bereitmachen. Gut 4 Stunden Schlaf gab es dann noch und um 5.15 Uhr ging schon wieder mein Zug Richtung Aargau. Im Gegensatz zum Vortag regnete es nun bereits am Morgen und ich hatte mich total regensicher eingepackt.
Der Marathontag im Regen
Gegen 7.30 Uhr bin ich beim Anfangspunkt meines Streckenabschnitts angekommen. Nun gingen drum, nochmals die Strecke zu überprüfen, ob noch alle Markierungen am richtigen Ort sind. Vor allem mussten nun die 16 Streckenposten instruiert und mit ihrer Helferkleidung und einem Lunchpaket ausgestattet werden.
Als ich das Material vor mir sah, wurde mir schnell klar, dass der Transport eine Herausforderung wird. Ich hatte neben meinem Fahrrad meinen grössten Trekkingrucksack dabei. Aber schon vom Volumen und erst recht vom Gewicht her, war das nicht auf einmal zu schaffen. So entschied ich mich schnell, zuerst einmal alle Helfer mit ihrer Helferkleidung und den notwendigen Informationen zu versorgen.
So wurde es auch für mich ein sehr sportlicher Einsatz. Insgesamt bin ich meinen Streckenabschnitt vor und während dem Rennen 4 mal mit dem Fahrrad abgefahren. An allen Posten erwarteten mich trotz Dauerregen motivierte Helfer, die den Läufern den Weg zeigten. Alle zusammen haben wir die Aufgaben gut bewältigt. Ich hoffe, dass alle Läuferinnen und Läufer gut im Ziel in Brugg angekommen sind und dass sie Freude an ihrem Lauf hatten und viele positive Eindrücke und Erinnerungen an den Aargau mitnehmen konnten.
Als die meisten Läufer noch auf dem Weg Richtung Ziel unterwegs waren, habe ich auf meinem Streckenabschnitt alle Markierungsbänder im Wald wieder eingesammelt. Um kurz nach 13 Uhr stand ich wieder mit meinem total verschlammten Fahrrad am Bahnhof und bald ging es nach Hause Richtung Dusche.
Mir hat mein Einsatz Spass gemacht. Ich hoffe, dass alle Läuferinnen und Läufer sich auf der Strecke gut aufgehoben gefühlt haben. Sicher wäre ein Tag ohne Regen für Läufer und Helfer schöner gewesen. Aber mit der richtigen Kleidung war das für mich gar nicht so schlimm. Die Freude am Erlebnis war bei weitem grösser. Mit genau so viel Leidenschaft wie ich selber immer gelaufen bin, setze ich mich nun gerne ab und zu für die Durchführung von Marathonläufen ein. Es ist ein anderes aber nicht weniger schönes Marathon-Erlebnis und mir bleiben einige bereichernde Eindrücke und Erlebnisse. Ich freue mich bereits auf meinen nächsten Marathon, egal ob dies als Läuferin oder als Volunteer sein wird.
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